Autor
Sven Günther
- LinkedIn:inevs
Die richtige Größe für dein Kanban-Ticket finden
Eine häufig gestellte Frage in unseren Kanban-Schulungen ist die nach der optimalen Ticketgröße. Oft herrscht der Irrglaube, dass alle Tickets ungefähr gleich groß sein sollten, weil es sonst mit dem WIP-Limit nicht funktionieren würde.
Die Tickets auf einem Kanban-Board sollten Arbeitsaufgaben darstellen, die für den Kunden von Bedeutung sind, d.h. sie spiegeln die gestellte Anforderung wider. Wenn ich mein Auto in die Werkstatt bringe, weil der Motor ruckelt, sollte das Ticket auf dem Kanban-Board eine Anfrage zur Fehlersuche darstellen. Das Ergebnis könnte ein Kostenvoranschlag sein, der mir als Kunden „geliefert“ wird. Wenn ich nun einer Reparatur zustimme, gibt es einen neuen Arbeitsauftrag – die Reparatur. Wenn es aber nur darum geht, die Winterreifen zu montieren, dann ist der Service, der erbracht wird, das Wechseln der Räder, und das Ticket sollte diese Anfrage widerspiegeln.
Tickets stellen also immer eine Serviceanfrage dar. Die Größe des Tickets spielt dabei keine Rolle. Was ist eigentlich mit „Größe“ gemeint? Ist es die Anzahl der Arbeitsstunden? Oder vielleicht die von den Mechanikern ermittelten Story Points?
Das WIP-Limit hingegen stellt meine Kapazität dar. Um im Jargon der Autowerkstatt zu bleiben: Die Anzahl der Arbeitsplätze oder Hebebühnen begrenzt die Anzahl der Autos, die gleichzeitig repariert werden können. Dabei spielt es keine Rolle, ob ein aufwändiger Tausch des Motors oder ein Tausch der Räder durchgeführt werden. Natürlich ist der Rädertausch schneller erledigt. Ich kann die Aufgaben aber trotzdem nur nacheinander durchführen. Die Hebebühne (Kapazität) steht dann schneller wieder für einen neuen Auftrag zur Verfügung. Die Anzahl der Hebebühnen bleibt konstant. Ich könnte mir überlegen, ob ich meine gesamte Kapazität für den aufwändigen Tausch von Motoren nutzen möchte oder mir im Herbst eine Reserve aufhebe, um kurze Aufträge schneller durchführen zu können. Die Entscheidung wird dann aber anhand der Art der Arbeit gefällt und nicht anhand der Spekulation, wie lange diese dauern könnte.
Unsere Tickets kommen auf das Board und sollten entlang der für die Serviceerbringung notwendigen Aktivitäten fließen. Für Kanban ist die Größe von Aufgaben egal. Ermitteln Sie lieber die verschiedenen Arten von Arbeitsaufgaben in Ihrem Service, und clustern Sie die Tickets anhand des Typs anstatt die Größe der Arbeit zu schätzen. Sorgen Sie dann dafür, dass die Tickets fließen. Wenn sich ein Ticket ein paar Tage oder länger nicht auf dem Board bewegt, aber dennoch Arbeit erledigt wird, könnten Sie vielleicht ein zweistufiges Board mit kleineren, feineren Tickets in Betracht ziehen, die aus der grobkörnigen Kundenanfrage hervorgehen. Der Schlüssel liegt darin, den Fluss zu sehen und Tickets zu haben, die sinnvolle Teile der Arbeit darstellen, die dem Anforderer geliefert werden können. Der Kunde ist erst zufrieden, wenn alle vier Räder gewechselt sind und will nicht jede Schraube einzeln entgegennehmen.
Nutzen Sie folgende Ratschläge auf diese Frage:
Interesse geweckt?
Über den Autor
Sven Günther ist akkreditierter Kanban Trainer und akkreditierter Kanban Consultant. Er hilft Unternehmen dabei, mittels Kanban ihre Services so zu gestalten, dass diese die Erwartungen der Kunden erfüllen.
Veröffentlichungen (u. a.):
Übersetzungen (u. a.):
Kennen Sie eigentlich schon it-agile?
Kund:innen wollen begeistert werden. Mit innovativen Produkten, durch Schnelligkeit, Transparenz und auch Verlässlichkeit. Unsere erfahrenen Agile Coaches sorgen gemeinsam mit Ihren Teams und Führungskräften dafür, auch in komplexer Umgebung Ihre Ziele nicht aus dem Auge zu verlieren und implementieren die richtigen agilen Methoden für nachhaltige Veränderung.