Soziokratie 3.0-Muster
Die Soziokratie 3.0-Prinzipien werden durch über 70 Techniken und Muster konkretisiert. Einige Muster sind kleinteilig und geben Hilfestellung, wie Meetings gut durchgeführt werden können. Andere betrachten den übergreifenden organisatorischen Rahmen.
Aus dem Prinzip der Effektivität und dem Prinzip der kontinuierlichen Verbesserung folgt, dass schrittweise nur die Soziokratie 3.0-Muster angewendet werden, die relevante Probleme lösen. Es geht nicht darum, möglichst viele oder gar alle S3-Muster einzuführen.
Kernelemente von Soziokratie 3.0
Treiber, Domänen, Rollen, Kreise
Für die Organisationsgestaltung bilden die Muster „Treiber“, „Domäne“, „Rolle“ und „Kreis“ eine gute Ausgangsbasis.
Jede Veränderung beginnt mit einem Treiber. Ein Treiber beschreibt kurz den aktuellen Zustand und das Bedürfnis der Organisation.
Beispiel-Treiber: Wir liefern mit jedem Release unseres Produktes P1 so viele Fehler aus, dass unsere Kunden unzufrieden sind und die nachfolgenden Aufwände für Fehlerbeseitigungen uns jegliche Planungssicherheit nehmen. Wir wollen die Qualität unserer Entwicklung deutlich erhöhen, um unsere Kunden zufriedenzustellen und unsere Aufwände für Fehlerbeseitigung zu reduzieren.
Der Treiber legt noch keine Lösung fest.
Als Reaktion auf einen Treiber kann im System oder am System gearbeitet werden. Im ersten Fall entsteht eine reguläre Aufgabe, z.B. in einem Backlog. Wenn der Treiber allerdings auf Organisationsstruktur hindeutet, werden meist Domänen angepasst. Eine Domäne ist ein Verantwortungsbereich im Unternehmen.
Beispiel-Domäne: Es gibt vielleicht eine Entwicklungs- und eine Testabteilung, die jeweils mehrere Produkte betreuen. Diese beiden Abteilungen können wir als Domänen verstehen. Als Reaktion auf den o. g. Treiber könnten wir zu dem Schluss kommen, dass eine Zusammenlegung der Domänen Entwicklung und Test in einer neuen Domäne Produktentwicklung sinnvoll sein kann. Da der Treiber spezifisch das Produkt P1 nennt, definieren wir die Domäne „Produktentwicklung P1“. Diese bekommt die Verantwortung, das Produkt P1 in hoher Qualität um Produkteigenschaften zu erweitern, die die Kunden begeistern.
Im Gegensatz zum klassischen Organisationsdesign trennt Soziokratie 3.0 klar zwischen Verantwortlichkeiten und Verantwortungsträgern. Es ist also keinesfalls ausgemacht, dass jede Domäne einer Abteilung o. Ä. entspricht. Erst nach der Definition einer Domäne wird darüber befunden, wer die Domäne sinnvollerweise verantworten sollte. Je nach Größe der Domäne bekommt eine Einzelperson die Verantwortung (dann spricht Soziokratie 3.0 von einer Rolle) oder eine Gruppe von Menschen (dann spricht Soziokratie 3.0 von einem Kreis).
Beispiel-Kreis: Die neue Domäne „Produktentwicklung P1“ ist zu komplex für eine Einzelperson, so dass ein Kreis „Team P1“ die Verantwortung übernimmt. Dieser Kreis setzt sich aus Mitarbeitenden der Abteilungen „Entwicklung“ und „Test“ zusammen.