Von Stefan Zumbrägel, August 2017
Mein Team arbeitete in einem Konzernumfeld gemeinsam mit anderen Teams an einem großen Programm. Das Team war sowohl für die Entwicklung neuer Funktionen als auch für den Support von bestehenden Funktionen verantwortlich. Die Zusammenstellung des Sprintbacklogs war aufgrund der Priorität aus dem Companybacklog von Sprint zu Sprint sehr unterschiedlich. Mal hatten wir sehr viele unterschiedliche Themen im Sprint, die wiederum sehr spezielle Personen interessierten. In einem anderen Sprint passten alle Storys zu einem Thema und es gab eine große Menge an interessierten Personen.
Neben der Arbeit im Sprint, für die vor allem die vielen unterschiedlichen Themen nicht förderlich waren, konnten wir die Auswirkungen im Review am stärksten spüren. Entweder wurde deutlich, dass sich Personen nur für einzelne Themen interessierten und den Rest der Zeit mehr oder weniger interessiert, aber vor allem passiv teilnahmen. Das führte zu Reviews mit zwar vielen Teilnehmer:innen, aber sehr wenig Energie. Ein zweiter Aspekt war, dass das Team versuchte, allen Themen ungefähr gleich viel Zeit einzuräumen. Dadurch wirkte der Termin sehr gehetzt, die Zeit musste immer im Blick behalten und manchmal sogar Diskussionen unterbrochen werden, um nicht Themen am Ende nur noch sehr kurz betrachten zu können. Im anderen Fall waren so viele Personen da, dass das Review eher Vorlesungscharakter hatte. Die Menge an Teilnehmenden führte dazu, dass sich nur wenige Personen, und in der Regel diejenigen, die eh immer was sagen, an den Diskussionen beteiligten. Auch kamen wir schnell in ein zeitliches Problem.
Wie zu erahnen ist, war es in beiden Fällen sehr schwer, gutes und differenziertes Feedback zu bekommen. Zudem war das Feedback der Teilnehmenden auch entsprechend. Es musste sich also etwas grundlegend in der Gestaltung des Reviews ändern.
Daraus entstand die Idee, das Review in verschiedene Stationen einzuteilen. Im Raumen wurden Tischgruppen gebildet, hier stand jeweils ein Laptop / PC sowie ein Flipchart zur Verfügung. Am Beginn des Reviews gab es eine kurze Vorstellung, was im Sprint passiert ist und geschafft wurde (eine Art Keynote). Im Anschluss wurde die Aufteilung der Stationen vorgestellt und die Teilnehmenden konnten sich auf die einzelnen Stationen verteilen.
Die Stationen waren entweder gleich oder mit unterschiedlichen Themen besetzt, je nachdem, wie die Inhalte des Sprints aussahen. An jeder Station war mindestens ein Entwickler, um Rückfragen zu beantworten und das Feedback aufzunehmen. Das gab dem Team die Möglichkeit, auf die unterschiedlichen Gegebenheiten zu reagieren.
- Bei unterschiedlichen Inhalten an den Stationen konnten wir speziellen Themen ausreichend Zeit einräumen. Durch die Parallelisierung wurden die sonst vorhandenen Leerlaufzeiten aufgehoben und der Zeitdruck war deutlich kleiner. Die Rückmeldung der Teilnehmer war zudem sehr positiv; sie konnten sich ausgiebig mit ihren speziellen Fragestellungen beschäftigen. In diesem Modell war es aber auch wichtig, Zeit einzuräumen, um mehr als eine Station besuchen zu können. Wir haben sowohl mit festen Wechselzeiten und mit dem freien Wechselangebot gute Erfahrungen gemacht.
- Bei großen Gruppen konnte durch mehrere gleiche Stationen die Anzahl der Personen pro Station klein gehalten werden. Dadurch war die Interaktion mit den Teilnehmern deutlich höher. So konnten mehr Personen das fertige Produktinkrement ausprobieren und es konnte gezielter auf einzelne Fragen eingegangen werden.
Bei beiden Ansätzen haben wir im Anschluss eine Runde durch alle Stationen gemacht, in der eine Person (Teilnehmer:in oder Entwickler:in) kurz das Feedback aus der Runde vorgestellt hat.