Wolfgang Wiedenroth, Mai 2022
Wolfgang arbeitet gerade mit einem Team, das eher aus einem Haufen Einzelkämpfer besteht. Wolfgangs Ziel in dem Team ist es, die Kollaboration zu erhöhen, um Überlast zu verringern und Vorhersagbarkeit zu erhöhen. In einem Daily Scrum erlebte Wolfgang folgenden Dialog:
Arne: Ich habe freie Kapazität. Braucht jemand Hilfe?
*Stille*
Wolfgang: Lass uns die Frage anders stellen. Hat jemand ein Thema, wo Arne mitarbeiten kann?
Florian: Ich hätte da etwas, wenn er sich darum kümmert, haben wir am Montag drei Tickets weniger in Arbeit. Ich hatte dazu aber eigentlich schon einen Termin mit Sven vereinbart.
Sven: (Erleichtert) Ich gebe das gerne ab.
Claudia: Ich hätte da auch noch ein Thema.
Wolfgang: Super! Arne, wenn Du mit den Themen von Florian durch bist, kannst Du dich bei Claudia melden. Das gilt natürlich auch für alle anderen, solltet ihr mit euren Aufgaben fertig werden.
Die Änderung der Frage ist so minimal, dass meinen könnte, es bestehe gar kein Unterschied. Die Intention der Fragen ist bei beiden dieselbe: “Wo kann zusammengearbeitet werden?” Der Unterschied liegt im Fokus.
Die Frage nach Hilfe legt den Fokus auf eine Person, die offenbaren muss, dass sie Hilfe benötigt. Dies kann das Gefühl auslösen, „nicht gut genug“ zu sein. So nicht wahrgenommen werden zu wollen kann verhindern, sich an dieser Stelle zu melden.
Die Frage nach Mitarbeit fokussiert auf die Arbeit und die kann sicherlich noch ein paar fleißige Hände benötigen, um endlich fertig zu werden. Deswegen Wolfgangs Tipp: Stelle Fragen aus Sicht der Arbeit und vermeidet damit Fragen, die (ungewollt) Schutzfunktionen bei Beteiligten aktivieren.